Vom Körper her ist der Eichelhäher etwa so groß wie die Elster – wenn bei der der lange Schwanz nicht wäre, gut 34 Zentimeter misst diese zu den Rabenvögeln zählende Vogelart. Nach unserer Erfahrung sind Eichelhäher mit die bekannteste Vogelart in der Gemeinde Finnentrop.
Mit ihrer grauen und mit einer Strichzeichnung versehenen Kopfplatte, dem mehr oder weniger graubraunen Bauch und dem braunen Rücken allein wären Eichelhäher ja noch unauffällig gezeichnet, aber ein breites weißes Flügelfeld und der weiße Bürzel sind weithin sichtbar, hinzu kommt beim sitzenden Vogel das eindrucksvolle blaue Flügelspiel mit feiner schwarzer Zeichnung.
Eichelhäher leben in Laub-, Misch- und Nadelwald. Sie können geschickt durch dichtes Gezweig fliegen oder von Ast zu Ast hüpfen. Zur Brutzeit leben sie heimlich und leise, zum Herbst hin werden sie gesellig und zeigen sich auch mehr im offenen Gelände. In manchen Jahren erleben wir auch hier in der Gemeinde den massenhaften Durchzug von Eichelhähern aus Osteuropa. Truppweise durchstreifen die schönen Vögel dann die herbstbunten Wälder. Will solch ein Trupp von einem Wald in den nächsten fliegen, startet ein Häher erst wenn der vorausfliegende schon drüben angekommen ist. Der Flug der Häher im freien Luftraum wirkt langsam und ungeschickt.
Eichelhäher sind Allesfresser mit einem je nach Angebot wechselnden Speiseplan. Im Sommer ernähren sie sich überwiegend von Insekten, lassen sich aber auch eine Vogelbrut nicht entgehen und verzehren Eier und Jungvögel. Weiter erbeuten sie Eidechsen, Frösche, Mäuse und Spitzmäuse. Zur Reifezeit der Kirschen werden manchmal ganze Kirschbäume von ihnen geplündert.
Vom Herbst an tritt mehr die pflanzliche Nahrung in den Vordergrund. Die Häher sammeln (wenn überhaupt vorhanden) Getreide am Waldrand, Beeren aller Art, Bucheckern und vor allem Eicheln, welche sie geschickt vom Baum pflücken oder vom Boden aufsammeln. Bei einem Überschuss legt der Häher Vorräte an: Ein halbes Dutzend Eicheln trägt er im Kehlsack, die letzte Eichel im Schnabel. Dann legt er diese ab, bohrt mit dem Schnabel ein Loch in den Boden und legt die Eichel hinein. danach drückt er mit dem Schnabel das Loch wieder sorgfältig zu. Danach würgt er die nächste Eichel hervor und die Prozedur wiederholt sich. Von den Eicheln die er nicht wieder findet, keimen im nächsten Frühjahr viele aus und so gründet der Eichelhäher neue Eichenvorkommen.
Im April / Mai bauen Eichelhäher ihr Nest, ausgepolstert mit feinen Würzelchen, dort hinein werden bis zu 6 Eier gelegt. Beide Partner brüten 16 oder 17 Tage, die Jungen werden aus dem Kropf gefüttert. Nach dem Ausfliegen zigeunert die ganze Familie umher.
Eine Besonderheit im Vogelreich ist das eigenartige Verhalten des Einemsens. Dabei hockt sich der Häher in der Nähe eines Ameisenhaufens (bei uns solche der Großen Waldameise) auf den Boden und sträubt das Gefieder. Die erzürnten Ameisen stürzen sich auf ihn und sprühen ihn mit Ameisensäure ein. Der Vogel ergreift dabei sogar einzelne Ameisen mit dem Schnabel und streut sie über sein Gefieder. Man deutet dieses merkwürdige Verhalten als ein Mittel der Körperpflege, vielleicht dient die Ameisensäure zur Bekämpfung von im Gefieder lebendem Ungeziefer.