Ein Vagabund, ein Zigeuner, ein sporadischer Brutvogel ist er auch in der Gemeinde Finnentrop – der Fichtenkreuzschnabel. Was hat es auf sich, dass ein Singvogel solche Bezeichnungen bekommt?
Fichtenkreuzschnäbel sind kräftige Finkenvögel mit dem ihnen den Namen gebenden Merkmal, dem gekreuzten Schnabel. Der Fichtenkreuzschnabel brütet grundsätzlich nur dort, wo ausreichende Zapfentracht der Fichte vorliegt. In Jahren mit wenig oder gar keinen Zapfen verschwinden die Vögel in andere Regionen. Aber auch in Jahren mit großem Angebot an Fichtenzapfen ist diese Vogelart unberechenbar, mal brüten nur ein oder zwei Paare, mal kommt es zu regelrechtem Koloniebrüten.
Da der Fichtenkreuzschnabel als Hauptnahrung bei uns den Samen von Fichten (ansonsten eventuell noch Lärchensamen) verzehrt, braucht er zu dessen Erlangung ein „Spezialwerkzeug“, eben den gekreuzten Schnabel. Mit ihm fasst der Vogel unter eine Schuppe des Zapfens, hebelt sie herum und klaubt das Samenkorn darunter hervor. Es spielt dabei keine Rolle in welche Richtung die beiden Schnabelhälften über kreuz stehen, es gibt sowohl Links- wie auch Rechtsverschränkung. Wodurch dieses beeinflusst wird, ist selbst der Wissenschaft noch ein Rätsel.
Um an die Zapfen zu kommen, turnen die Vögel oft kopfunter in den Fichtenzweigen herum, hebeln einen Zapfen ab und tragen ihn (er ist oft schwerer als sie selbst!) auf einen Zweig, wo sie mit der Arbeit beginnen. Dieses Verhalten hat schon den Vogelvater Brehm dazu bewogen, sie die Papageien des Waldes zu nennen.
Aber Fichtenkreuzschnäbel weisen noch eine weitere Besonderheit im Vogelreich auf. Ihre Brut beginnen sie oft im Winter, während der kältesten Jahreszeit. Der Brutbeginn wird durch den Beginn der Zapfenreife vorgegeben, denn dann ist ausreichend Samen vorhanden wenn sie ihn zur Aufzucht der Jungen benötigen, Bruten können das ganze Jahr stattfinden. Damit eine frühe Brut nicht erfriert, baut das Brutpaar ein besonders warmes und gut ausgepolstertes Nest im oberen dichten Drittel von Altfichten.
Das auf 4 oder 5 Eiern brütende Weibchen wird während der gut 14 Tage dauernden Brutzeit vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die Jungvögel verlassen schon mit 14 Tagen das Nest, werden aber lange mit im Kropf vorgeweichtem Samen von den Alten versorgt. Ihr Schnabel muss erst soweit aushärten, dass sie in der Lage sind, selber Fichtenzapfen zu öffnen.
Der Ruf der Fichtenkreuzschnäbel ist unverwechselbar, ein hartes und lautes „kipp-kipp“ ist bei ihrer Anwesenheit laufend zu vernehmen. Die Männchen tragen im Alter ein ziegelrotes Kleid, die Weibchen kommen im verwaschenen Grün-gelb daher. Jungvögel erkennt man im ersten Jahr an der starken dunklen Strichelung im grünen Federkleid.