Der bei uns nur als Durchzügler zu beobachtende Kranich ist ein großer und stattlicher Vogel von 115 bis 130 Zentimetern Körperhöhe. Er ist im Alterskleid schiefergrau gefärbt mit schwarzer Zeichnung am Hals, beide Geschlechter haben einen roten Fleck am Hinterkopf. Ein kräftiger Schnabel, der aber nicht so lang wie bei Reihern und Störchen ist, rundet das Bild ab. Jungvögel sind im ersten Lebensjahr noch graubraun und matter in der Farbe, Kopf und Hals sind bräunlich, der rote Fleck fehlt noch.
Seit 1982 erfassen wir mit Hilfe von vielen, vielen Beobachtern alle über den Kreis Olpe ziehenden Kranichformationen, sowohl im Frühjahr bei ihrem Heimflug zu den Brutgebieten als auch im Herbst beim Wegzug in ihre Winterquartiere. Die Daten fließen in ein internationales Programm ein, welches die Zugbewegungen aller Kraniche über Europa auswertet. Aufgrund dieser Daten können wir sagen: Über die Gemeinde Finnentrop ziehen sowohl im Herbst als auch im Frühjahr während des Zuggeschehens Kraniche, und zwar meistens in größerer Anzahl. Ihre Gesamtzahl können wir nur für den Kreis Olpe angeben. Es waren bisher maximal über 38.000 Kraniche, die jeweils in einer Zugperiode (Herbst 2009) über das Kreisgebiet hinweg zogen.
Es gibt in der Gemeinde Finnentrop einen wichtigen Rastplatz, der mehr oder weniger regelmäßig aufgesucht wird, das Wietfeld bei Heggen. Das Wietfeld ist eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche, unweit des Flugplatzes Heggen. Da die Gemeinde Finnentrop dort ein Gewerbegebiet erschließt (Stand 01/2013), ist der Rastplatz für Kraniche unwiederbringlich verloren.
Das Zugverhalten der Kraniche richtet sich nach der vorherrschenden Großwetterlage. Schon bevor der eigentliche Zug beginnt, können manchmal Familienverbände mit 3 oder 4 Vögeln gesichtet werden. Richtiger Zug beginnt nach unseren Aufzeichnungen im Herbst frühestens am 2. Oktober, der späteste Beginn war bisher der 23. Oktober, das Mittel liegt um den 9. – 10. Oktober.
Im Frühjahr, auf dem Heimzug in die Brutgebiete, kamen bisher die ersten Formationen (oder Ketten, wie sie auch genannt werden) am 19. Januar, das späteste Datum ist hier der 17. Februar, das Mittel liegt hier auf dem 9. Februar. Interessant ist, dass im Frühjahr die Kraniche fast immer ohne Rast durchziehen, sie haben es offensichtlich eilig in ihre nördlichen Brutgebiete zu kommen.
Kraniche fliegen immer mit ausgestrecktem Hals, das unterscheidet sie deutlich von den Reihern, die mit eingezogenem, S-förmigen Hals unterwegs sind. Von den Kormoranen, die ebenfalls eine Flugformation bilden, kann man Kraniche ebenfalls unterscheiden. Kraniche sind sehr ruffreudig, besonders bei nicht optimalen Sichtverhältnissen hört man ihre Stimmen fortwährend, Kormorane fliegen stumm. Außerdem ist bei Kormoranen die Flugrichtung fast immer auf das nächste Gewässer ausgerichtet oder sie verfolgen den Lauf eines solchen, aber sie fliegen nicht in der für Kraniche typischen Richtung. Das ist im Frühjahr die Nord-Nord-Ost-Route und im Herbst die Süd-Süd-West-Richtung. Beide Routen können sich bei widrigen Bedingungen leicht verschieben, aber dann kann man die Vögel immer noch hören.