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Turmfalke – Falco tinnunculus 

Der Turmfalke ist nach dem Mäusebussard der zweithäufigste Greifvogel in der Gemeinde Finnentrop, er scheint in der weitgehend kleinstrukturierten Kulturlandschaft mit erreichbarem Grünland gut zurecht zu kommen. Seine Neststandorte liegen bei uns hauptsächlich in alten Elstern- und Rabenkrähennestern, Bruten in Mäusebussardhorsten sind uns nicht bekannt. Aber es finden auch an anderen Orten immer wieder Bruten statt: Im Gebälk einer Scheune (Fretter), einem speziellen Holzbeton-Nistkasten auf einem Bauernhof (Deutmecke), in Sägemehlbunkern der Sägewerke (Deutmecke, Fehrenbracht, Rönkhausen), und nochmals in (selbst gefertigten) Nistkästen im Giebel eines Wohnhauses. Im letzten Fall kam es in Lenhausen sogar zur gleichzeitigen Brut zweier Turmfalkenpaare. Es war auf beiden Stirnseiten des Wohnhauses je ein dort installierter Nistkasten besetzt, beide Bruten waren erfolgreich.

Turmfalken sind bei uns Jahresvögel, aber es gibt unter ihnen auch Strichvögel und Teilzieher. Das hängt mit seiner Hauptnahrung, der Feldmaus zusammen. Bedeckt eine geschlossene Schneedecke das Jagdgebiet, kann der kleine Greifvogel ab einer gewissen Schneehöhe seine Beute darunter nicht mehr orten. Er würde verhungern, würde er nicht in offenere Landstriche ausweichen. Mit dem Zurückweichen der Schneedecke kommt auch der Turmfalke wieder in sein angestammtes Revier.

In Frühjahr und Sommer nehmen Turmfalken auch große Insekten als Nahrung, vereinzelt auch mal junge Kleinvögel aus dem Nest. Turmfalken fliegen mit schnellen hastigen Flügelschlägen, zwischendurch legen sie häufig Rüttelflug-Abschnitte ein. Beim „Rütteln“ steht der Vogel immer mit dem Körper gegen den Wind. Der Kopf steht absolut ruhig mit Blick auf den Boden, während der übrige Körper immer aktuell ausgerichtet wird. Der Flügelschlag ist bei solchem Manöver sehr schnell und der Schwanz breit gefächert und steuert die Windbewegungen aus.

Erspäht der Turmfalke eine Maus unter sich, stößt er blitzschnell nach unten. Manchmal wird auf halbem Wege abwärts nochmals gerüttelt – ist die anvisierte Beute noch zu sehen, stößt der Greifvogel endgültig zu. Aber es sind auch viele dieser Jagdflüge vergebens, dann konnte sich das Mäuschen noch früh genug in seinen Bau retten. Dieses Jagdverhalten hat dem Turmfalken auch den Namen „Rüttelfalke“ eingebracht, der bis heute auch in unserer Region noch durchaus Gültigkeit hat.

Die Geschlechter sind beim Turmfalken verschieden gezeichnet. Das alte Männchen ist schnell an blaugrauem Kopf und ebensolchen Wangen zu erkennen. Die Schultern, der Rücken und die Flügeldecken sind braunrot mit schwarzen Flecken. Die Unterseite ist hell-gelbbraun, dabei leicht dunkel gefleckt. Ebenso gezeichnet sind die Flanken und die Unterflügeldecken, während des Rüttelfluges ist dieses gut zu sehen. Der Schwanz ist aschgrau, manchmal schon bläulich im Licht schimmernd, ein breites schwarzes Band und eine schmale weiße Endbinde runden das Bild ab.

Das Weibchen hingegen ist auf dem Kopf und dem Rücken zimtbraun, der Schwanz ist rotbraun – bei alten Vögeln aber vereinzelt mit einigen grauen Federn dazwischen – aber immer stark gebändert. Die Unterseite ist stärker gefleckt als beim Männchen.

Egal wo Turmfalken brüten, weiteres Nistmaterial wird – wenn überhaupt – nur dürftig eingetragen, die 4 bis 6 rotbraun gefleckten Eier werden vom Weibchen allein 28 bis 30 Tage bebrütet, es wird in dieser Zeit vom Männchen gefüttert. Sollte es diesem wegen knapp werdender Beute nicht mehr möglich sein, das Weibchen zu versorgen, wird die Brut abgebrochen. Einen Monat bleiben die Jungvögel im Nest, dann zieht die ganze Familie in die Feldflur. Aber noch gut 30 Tage werden die bettelnden Jungen von den Alten versorgt und im Beutefang unterrichtet, danach müssen sie alleine zurecht kommen, bleiben aber oft noch bis zum Herbst im elterlichen Revier. Wegen der insgesamt langen Brut- und  Aufzuchtzeit findet bei Turmfalken nur eine Jahresbrut statt.