Sowohl der wissenschaftliche als auch der deutsche Name der großen Ohreule sind von ihrem Ruf hergeleitet: „bubo“ oder „uujo“ klingt der Reviergesang des Uhus. Bei ihren Gesangsdarbietungen sitzen die Männchen gerne auf aus der Umgebung heraus ragenden Singwarten. Leicht vorgeneigt, mit aufgestellten Federohren (es sind nur Federbüschel, sie haben mit den weiter hinten am Kopf liegenden Ohren nichts zu tun) und der durch das Aufblähen weithin sichtbaren weißen Kehle sind sie optisch wie akustisch gut zu bemerken, so tragen sie ihren – bei entsprechender Witterung bis 3 Kilometer vernehmbaren – Gesang vor.
Es war 1983 genau 93 Jahre her, dass das letzte Uhupaar des Kreises Olpe bei Heggen getötet wurde. Und in 1983 sollte eine neue Zeit für die große Eule beginnen. Natürlich begann es wieder in der Gemeinde Finnentrop. In der „Hohen Ley“, jenem hohen Felsen als Relikt des ehemaligen Kalksteinabbau’s, an eben dieser Stelle riefen Abend für Abend zwei Uhus im Duett, ein Paar. Menschliche Nachstellungen, Abschüsse und Nestplünderungen hatten dem Uhu vor 1900 landesweit das Aus beschert.
Doch dieses positive Ereignis in Heggen war nicht zuletzt das Ergebnis einer erfolgreichen Wiederbesiedlung Nordrhein-Westfalens mit nachgezüchteten und später ausgewilderten Exemplaren. Diese begannen selber in der Freiheit mit Bruten und nach einigen Jahren konnte durch deren Nachwuchs vorsichtig von der Wiederbesiedlung NRW’s gesprochen werden. Die Jägerschaft hat das Programm, welches über 10 Jahre lief, ausdrücklich unterstützt und mitgetragen.
Seit dem Jahre der Wiederansiedlung des Uhus bei uns befassen wir uns kreisweit mit seiner Situation. In regelmäßigen Abständen kontrollieren wir alle uns bekannten Uhu-Reviere kreisweit und sprechen mit Jägern, Förstern und Landwirten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dadurch, so hoffen wir, sind wir über die Situation des Uhus im Kreis Olpe bestens informiert.
Doch unser Hauptaugenmerk gilt den Uhus in der Gemeinde Finnentrop. Es gibt aktuell alljährlich 2 bis 3 Bruten auf Gemeindegebiet, die genauen Orte möchten wir aus verständlichen Gründen nicht nennen. Der Bruterfolg wechselt sehr stark, die Verluste – vor allem an Jungvögeln nach dem Selbstständigwerden – sind sehr hoch, über 50% von ihnen erleben das nächste Frühjahr nicht. Der von den Vögeln benötigte Lebensraum ist auch bei uns einfach zu zersiedelt, von Straßen- und Schienennetzen durchzogen, mit Stromleitungen gespickt.
Zum Brüten bevorzugt der Uhu Steinbrüche und Felsabbrüche mit Nischen und Höhlungen, welche eine Brut vor Regen schützen, aber gleichzeitig freien Anflug gewähren müssen. Freier Anflug ist bei der beachtlichen Flügelspannweite auch nötig, misst sie doch beim Männchen um die 155 und beim größeren Weibchen sogar 170 Zentimeter. Der Unterschied macht sich aber auch bei der Größe der Geschlechter bemerkbar, so misst das Weibchen um 67 Zentimeter und das Männchen nur 60.
Typisch ist das Flugbild des Uhus mit dem dicken Kopf und den breiten Flügeln. Diese verleihen ihm eine große Wendigkeit und überraschende Rasanz seines Fluges. Im freien Gelände fliegt er meist flach über den Boden.
Uhus ernähren sich – das haben wir auch bei uns durch Gewöllanalysen nachgewiesen – zu einem großen Teil von Mäusen, Ratten und Bisamratten. Mäuse werden entweder durch den Ansitz auf Zaunpfählen oder auch als Fußgänger erbeutet. Aber auch andere Tiere gehören zum Nahrungsspectrum, so Enten, Rabenkrähen, Elstern, kleinere Eulen, Ringeltauben, Wildkaninchen und Igel. Bei letzteren sind wir uns aber mit anderen Fachleuten einig, dass er diese meist als Verkehrsopfer aufgelesen hat. Leider wird er bei dem Versuch überfahrene Tiere zu verzehren, selber oft ein Opfer des Verkehrs.
Uhuweibchen legen im März / April in einer selbst gekratzten Mulde auf dem Boden einer Felsnische zwischen 2 und 5 Eier, im Laufe der Zeit bildet sich durch Nahrungsreste und Gewölle eine Art Nest, Nistmaterial wird nicht eingetragen. 5 Wochen brütet allein das Weibchen auf den Eiern und verlässt das Gelege nur, um sich zu lösen und von dem sie versorgenden Männchen Nahrung zu übernehmen.
Die Jungvögel bleiben nicht bis zum Flüggewerden im Nest, sondern verlassen dieses schon vorher. Sie klettern sehr geschickt in verschiedene Richtungen aus dem Nestbereich und geben den Alten ab der Dämmerung ihren Aufenthaltsort durch Rufe kund. Auch später kann man sie noch bis in den September / Oktober hinein hören und daran den Bruterfolg eines Uhu-Paares ermitteln.