Nicht nur in der Gemeinde Finnentrop ist der Waldkauz die häufigste Eulenart, sondern wohl deutschlandweit. Zumindest jeder Naturfreund kennt diesen Nachtvogel, hat er in der Dämmerung oder gar nachts doch das eine oder andere Mal schon den heulenden „kjuwitt“-Ruf des Kauzes vernommen. Dieser Ruf brachte ihnen früher die Bezeichnung Totenvogel ein. Da Waldkäuze fast das ganze Jahr über rufen, geschah dieses natürlich auch mal, wenn ein Mensch starb, und schon brachten abergläubische Zeitgenossen noch Anfang des letzten Jahrhunderts dieses mit dem Waldkauz in Verbindung. Doch die Männchen haben auch noch einen weichen und tremolierend vorgetragenen Gesang, „guuoh-gu-gurruuh“ erklingt es frühestens in der Abenddämmerung, das Weibchen antwortet meist mit „kiuwitt“, ähnlich dem oben genannten Ruf des Männchens.
Die großköpfigen Waldkäuze messen etwa 40 Zentimeter, das Weibchen ist (meistens) etwas größer als das Männchen, die Käuze wiegen zwischen 450 und 550 Gramm. Ihr Gefieder variiert zwischen grau oder rostbraun als Grundfarbe, es ist dabei dunkel längstgefleckt mit feiner weißer Zeichnung auf den Schultern. Die dunklen Streifen auf der Unterseite haben kleine „Querästchen“. Die Augen der Altvögel sind schwarz (eine Besonderheit unter unseren heimischen Eulen).
Der Flug des Waldkauzes ist durch besonders ausgebildete Flügelfedern fast lautlos. Vor allem fehlt ihm der kurzwellige Geräuschanteil bis in den Ultraschall, den seine Beutetiere besonders gut wahrnehmen können. Beute – Nahrung, das sind Tiere bis zur Rattengröße, seine Hauptnahrung sind jedoch Mäuse und Spitzmäuse. Aber auch einen unachtsamen Vogel holt er von seinem Schlafplatz, wenn er nur seiner ansichtig wird.
Da Waldkäuze Jahresvögel sind, verharren sie auch in kalten Wintertagen bei uns. Da kann man mit etwas Glück schon einmal einen Kauz sehen, der sein Tagesversteck in einem Kamin verlassen hat um sich in der Sonne aufzuwärmen. Bemerkt der Vogel unsere Aufmerksamkeit, zieht er sich langsam zurück. Eulen sind keineswegs tagsüber blind!
An den verschiedensten Orten wurden schon Gelege dieser Eule gefunden. Außer in natürlichen Baumhöhlen (die ja kaum noch vorhanden sind) gehen sie gerne in spezielle Nistkästen, die für sie ein extra großes Schlupfloch haben müssen. Doch auch im Stroh, auf einem alten Bussardhorst, in dicken Lüftungsrohren, in Kaminen, in Taubenschlägen usw. haben wir schon Bruten erlebt. Der Versuch einer Brut im Kamin mit glatten Rohren kann dann auch mal tödlich für die Vögel ausgehen, wie wir vor Jahren durch eine Fehleinschätzung der Situation leidvoll erleben mussten.
Nur das Weibchen brütet, es wird aber vom Männchen ausreichend mit Nahrung versorgt, auch bei dieser Eulenart gilt: Bleibt die Nahrung aus, wird die Brut abgebrochen. Wenn Waldkäuze nach einer Brutzeit von gut 4 Wochen zwischen 2 und 5 Junge haben (hier bestimmt das vorhandene Nahrungsangebot die Anzahl), werden sie verschiedentlich in der Zeit des Auswanderns der Jungen (als Ästlinge, die noch nicht fliegen können) sehr angriffslustig – auch gegenüber dem Menschen. Uns liegt ein Bericht eines Zeitungszustellers vor, dass er erst in den Tagesstunden die Zeitung überbrachte, nachdem ihn in der Morgendämmerung Waldkäuze angriffen, die wohl ihre Jungen in der Nähe sitzen hatten. Nach drei Wochen war der Spuk vorbei. Die Jungeulen sind erst nach etwa 3 Monaten in der Lage, sich selbst zu versorgen, solange dauert der Lernprozess. Bis es soweit ist, machen sie mit lauten, heiser klingenden Bettelrufen auf sich aufmerksam.