Im Volksmund wird die Holzschlupfwespe auch Pfeifenräumer genannt, vor allem Waldarbeiter kennen dieses in der Gemeinde Finnentrop regelmäßig und wahrscheinlich auch häufig vorkommende Insekt. Vor allem dort wo Fichtenstämme auf Polder liegen um abgeholt zu werden, fliegen im Sommer zahlreiche Exemplare der Art umher.
Dem Beobachter fällt ein schwarzer Körper mit weißer Zeichnung auf, von der Größe her etwa mit einer Großen Wiesenschnake vergleichbar. Am eigentlichen Rumpf ist ein langer „Anhang“ zu erkennen, dessen Bedeutung erst nach längerer Beobachtung sichtbar wird. Dann sind da noch Exemplare, die etwas kleiner sind und denen der Anhang fehlt. Es sind Holzschlupfwespen, die kleineren Exemplare sind Männchen, welche nach unbegatteten Weibchen suchen oder andere zur Eiablage begleiten.
Gefälltes Nadelholz (vereinzelt wohl auch Laubholz) benötigen die Tiere für ihre Eiablage. Dass es bei den zwischengelagerten Stämmen sinnlos ist, da diese bald verarbeitet werden, können die Insekten nicht wissen, sie gehen nur ihrem Instinkt zur Erhaltung der Art nach.
Die Weibchen, das sind die Exemplare mit dem langen Anhang, laufen auf den Stämmen umher und tasten fortwährend mit ihren langen Fühlern deren Oberfläche ab. Plötzlich verharren sie auf einer Stelle und die Verlängerung ihres Hinterteils entpuppt sich als der Schutz eines Legestachels. Es ist eine feine Scheide, die das über körperlange Legewerkzeug schützt. Dieses misst gut 3½ Zentimeter, das Weibchen erreicht dadurch eine Gesamtlänge von über 7 Zentimetern.
Der dünne Legestachel – er ist nicht dicker als eine Nähnadel – wird an einer bestimmten Stelle auf das Holz aufgesetzt und dann beginnt ein schwieriger Vorgang. Der Legestachel wird langsam ins Holz „gebohrt“, bei einigen Exemplaren verschwindet er komplett im Stamm. Es steckt eine enorme Kraftanstrengung dahinter, manchmal heben sich die Hinterbeine vom Stamm ab und können sich erst nach längerer Zeit wieder ankrallen, wenn der Stachel tiefer ging.
Es ist kein eigentlicher „Bohrer“ dieser Legestachel, sondern er besteht aus zwei feinen Stechborsten, die abwechselnd in das Holz gestoßen werden. Ihre Spitzen sind sägeförmig ausgebildet und die Innenseiten sind mit feinen Schaufeln versehen welche das entstehende Sägemehl heraus befördern, welche Leistung der Natur!
Bis zu einer halben Stunde kann solch ein Vorgang dauern. Doch was oder wen das Holzschlupfwespen-Weibchen ansticht, muss man in der Literatur nachlesen: Es hat mit seinen feinen Sinnesorganen beim Abtasten des Stammes die Larve einer Pflanzenwespe geortet. Diese ist holzbewohnend und wird jetzt zielgenau anvisiert und mit einem Ei belegt. Die kurze Zeit später schlüpfende Larve der Holzschlupfwespe frisst den „Wirt“ auf und lebt dann ihrerseits im Holz. Sie verpuppt sich dort auch und das fertige Insekt nagt sich im kommenden Sommer aus dem Stamm heraus an die Oberfläche, vorausgesetzt er wurde noch nicht verarbeitet.