Der zu den Spinnern zählende Nagelfleck gehört von seiner Gruppierung im Schmetterlingsreich her eigentlich zu den „Nachtfaltern“, doch er ist tagaktiv. Wir haben es an anderer Stelle schon angemerkt, eigentlich ist die Bezeichnung Nachtfalter nicht richtig, denn einige von ihnen sind tagsüber aktiv. Doch wir wollen es so lassen, den Nagelfleck wird’s nicht kümmern.
Aus der im lockeren Gespinst am Waldboden überwinternden Puppe ist ein großer Falter mit fast 4 Zentimeter langen Vorderflügeln geschlüpft. Die Geschlechter sind gut zu trennen (das Weibchen ist etwas größer als das Männchen, was aber im Flug nicht erkennbar ist), die Fühler machen den Unterschied. Während das Weibchen lange und dünne Fühler trägt, sind diese beim Männchen ebenfalls lang aber deutlich kammförmig. Mit ihnen fangen sie auch auf große Entfernung die Lockduftstoffe der Weibchen ein und können so deren Aufenthaltsort genau lokalisieren.
Denn während die Männchen im schnellen, ungestümen und reißenden Flug durch den Laubwald fliegen, sitzen die Weibchen nach einem kurzem Flug ihrerseits auf einem Buchenblatt und verströmen ihren Duft. Der weibliche Körper ist dick, stark behaart und von gelber Färbung. Die Männchen dagegen sind vom Körperbau her schlank, sie brauchen ihre Energie ja nur zum Auffinden der Weibchen und anschließender Paarung mit diesen. Die Weibchen hingegen müssen noch die notwendige Energie zur Produktion ihrer vielen Eier aufbringen.
Die Laubwälder in denen der Nagelfleck fliegt, haben immer einen hohen Anteil an Buchen oder es sind sogar reine Buchenwälder, denn von Buchenblättern ernähren sich die Raupen. Die Raupen des Nagelflecks sind eigentümliche Schöpfungen der Natur, bei jeder ihrer Häutungen verändern sie ihr Aussehen. Eine Raupe welche sich verpuppen will, hat keine Ähnlichkeit mehr mit dem kleinen Räupchen kurz nachdem es aus dem Ei schlüpfte.
Die kleinen Raupen, sie fressen anfangs gesellig im Kronendach der Buchen, haben im 1. Stadium eine bizarre Form mit mehreren doppelten Rückendornen. Im 3. Stadium ihrer Entwicklung frisst die ausgewachsene Raupe hingegen alleine, sie besitzt keine Dornen mehr. Bald darauf spinnt sie sich zum Waldboden ab und sucht sich einen Platz zum Verpuppen.
Nagelfleckfalter fliegen in einer Generation von Mitte April bis in den Mai, wenn die ersten Knospen der Buchen aufbrechen sind sie da. Besonders in den warmen Mittagsstunden sind die Männchen aktiv und „sausen“ nahe am Boden durch den Wald.
Den Namen „Nagelfleck“ haben die Falter von der Form der weißen Zeichnung in den großen dunkelblauen Augenflecken mit schwarzem Rand auf allen 4 Flügeln, sie gleicht wirklich einem Nagel. Die Flügel der Männchen sind ansonsten auf ihrer Oberfläche von leuchtendem Orangebraun, bei ihnen kommt eine dunkle Einfassung der Flügel hinzu, den blasser gefärbten Weibchen fehlt diese.