Er ist auch in der Gemeinde Finnentrop selten geworden, der Edelkrebs (auch Europäischer Flußkrebs oder einfach Flußkrebs genannt), doch es gibt noch (mindestens) ein großes Vorkommen. Wir werden das Gewässer nicht nennen, denn nur wenige Eingeweihte wissen um das Vorkommen – von ihnen haben wir es letztendlich auch erst erfahren.
Als wir den ersten Fund eines Tieres durch einen Freund gemeldet bekamen, hatten wir von Krebsen keine Ahnung. Wir sind deshalb zur Landesanstalt für Fischerei Nordrhein-Westfalen – so hieß die Behörde damals – in Albaum gefahren. Dort lief seit längerer Zeit ein Wiederbesiedlungsprogramm für den Edelkrebs und dort sitzen auch heute noch die Fachleute. Sie bestätigten uns, das es sich um einen Edel- oder Flußkrebs handelte.
Früher fand sich der Edelkrebs wohl in allen geeigneten Gewässern, doch im vorigen Jahrhundert wurden die Bestände durch eine aus Nordamerika eingeschleppte Seuche weitgehend vernichtet. Es war die Krebspest, die fast alle Bestände in wenigen Jahren dahin raffte. Der Erreger dieser für die Edelkrebse tödlichen Seuche ist ein Pilz! Die Bestände waren vor dem Zusammenbruch so groß, dass sie für die damalige Fischerei ein bedeutender Handelsfaktor waren.
Hier die (nur auszugsweise und stark gekürzte) Beschreibung aus einem Fachbuch:
Größter mitteleuropäischer Vertreter der Zehnfüßigen Krebse im Süßwasser. Männchen werden bis 18, manche sogar 25 Zentimeter lang, Weibchen bis 15 cm. Komplexaugen gestielt, 2 fast körperlange Antennen. 5 Paar Schreitbeine, von denen das 1. (besonders beim Männchen) sehr kräftige Scheren trägt. Auch das 2. und 3. Beinpaar tragen kleine Scheren. Färbung rotbraun, grau oder gelblich, Scheren auf der Unterseite rot.
Versteckmöglichkeiten für den Tag sind für die nachtaktiven Tiere wichtig, sie verbergen sich in Uferhöhlungen, unter Steinen oder unter Wurzelwerk. Als das Gewässer einmal nur noch Niedrigwasser hatte, fand unser Freund unter vielen Steinen Edelkrebse in den verschiedensten Größen, sie verbargen sich dort teilweise zusammen mit Koppen.
Edelkrebse ernähren sich von Wasserpflanzen, Schnecken und anderen Wassertieren, auch von Aas. Wichtig ist eine gute Wasserqualität, sie ist am jetzigen Ort des Vorkommens gegeben. Zusätzlich zur Seuche waren die damaligen Bestände durch die oft schlechte Wasserqualität ebenfalls bedroht.
Die Fortpflanzung der Edelkrebse beginnt mit ihrer Paarung im Oktober oder November. Nach etwa 2 – 3 Wochen legt das Weibchen Eier ab, dazu legt es sich auf den Rücken und klappt den Hinterleib mit dem Schwanzfächer bauchwärts, es entsteht ein Hohlraum. In diesen hinein presst es einen zähen Schleim und zahlreiche Eier. Der Schleim erhärtet im Wasser und die Eier kleben in dichten Trauben unter dem Hinterleib. Erst ein halbes Jahr später schlüpfen aus den meist mehreren hundert Eiern wenige (meist wohl nur um 20) fertig entwickelte Krebslarven, aber noch ohne Schwanzfächer. Sie häuten sich nach einigen Wochen zu Minikrebsen und verbergen sich gut im Bachsubstrat oder unter Steinen.