Die Schling- oder Glattnatter ist – nicht nur in der Gemeinde Finnentrop – die seltenere der bei uns vorkommenden zwei Schlangenarten, die Ringelnatter gibt es noch häufiger. Kreuzottern gibt es im Kreis Olpe nicht!
Die Schlingnatter ist eine relativ kleine, kräftige Schlange mit einem sich kaum vom Hals absetzenden, spitzen und schlanken Kopf. Dazu kommen kleine Augen mit runden Pupillen, eine glatte Beschuppung und ein langer Schwanz. Weibliche Schlingnattern können bis zu 70 Zentimetern lang werden, meist sind die Männchen deutlich kleiner, zwischen 50 und 60 Zentimetern.
Die Grundfärbung des Rückens und der Körperseiten ist beim Männchen bräunlich bis rotbraun, beim Weibchen grau bis bräunlich-schwarz. Die Zeichnung des Rückens besteht meist aus kleineren dunklen Tupfen oder Flecken, die selten zu einer Längststreifung zusammen führen. An den Kopfseiten verläuft ein rotbrauner Streifen vom Nasenloch ausgehend über das Auge bis zum Hals. Der Bauch ist beim Weibchen grau oder schwärzlich-grau, beim Männchen rötlichbraun – er kann bei beiden Geschlechtern leicht gefleckt sein.
Der Lebensraum der Art ist sonniges, mit vielen Versteckmöglichkeiten durchsetztes Gelände, bei uns sind es Trockenrasen, Böschungen an einer ehemaligen Bahnstrecke, Hänge in ebenfalls sonniger Lage sowie unterschlupfreiche Wald- und Wegränder.
Die Schlingnatter ist eine langsame und geschmeidige Schlange, welche sich überwiegend am Boden aufhält. Sie ist sehr standorttreu, so dass man sie durchaus immer wieder am selben Ort beim Sonnenbad antreffen kann. Da diese Schlangenart sehr unempfindlich gegen Kälte ist, geht sie oft erst Mitte Oktober in ihr Winterquartier, sie kann es bei entsprechenden Temperaturen bereits Mitte März wieder verlassen.
Die Paarung findet meist im April statt. Das Weibchen gebärt je nach ihrem Ernährungszustand jährlich oder auch nur jedes 2. oder gar 3. Jahr zwischen 4 und 12 Jungtiere. Sie sind anfangs noch in einer Schleimhülle gefangen, winden und bohren sich jedoch bald darauf aus dieser heraus, sie sind dann etwa 15 Zentimeter lang.
Diese Schlangenart ernährt sich hauptsächlich von Eidechsen, Blindschleichen und jungen Kleinsäugern. Größe Beute wird mit mehreren Körperschlingen umwickelt und dadurch erstickt, kleinere wird lebend verzehrt.
Die Schlingnatter ist landesweit so stark bedroht, dass sie inzwischen zu einer planungsrelevanten Art zählt (siehe auch Haselmaus). Sie wird von Wildschweinen, Igeln, Steinmardern, und von großen Vogelarten gefressen, nicht zu vergessen sind die freilaufenden Hauskatzen.
Auch ihr Verhalten wird der Natter oft zum Verhängnis. Bei Annäherung eines Menschen verharrt sie regungslos an ihrem Platz, bis sie berührt wird. Meist zieht sie sich dann ringelnd zusammen, zischt laut und beißt wiederholt zu. Die nadelspitzen Zähnchen hinterlassen feinste Einstiche, aus denen durchaus etwas Blut austreten kann. Wegen ihres Abwehrverhaltens und der entfernten Ähnlichkeit mit der Kreuzotter (diese hat keine runden sondern senkrecht geschlitzte Pupillen) wird sie regelmäßig von Unkundigen für eine gefährliche Giftschlange gehalten und „mutig“ erschlagen. Da auch die Zerstörung ihrer Lebensräume weiter fortschreitet, ist die Schlingnatter eine hoch gefährdete Art.