Nur zerstreut brütet die Waldohreule in der Gemeinde Finnentrop, ihr setzen besonders lange und schneereiche Winter zu. Gibt es aber mehrere milde Winter hintereinander und zudem noch ausreichend Mäuse, dann erholt sich der Bestand schnell. Nur einzelne Waldohreulen versuchen auch im Winter hier zu bleiben, die meisten sind Teilzieher und weichen den für sie zu hohen Schneelagen aus.
Mit einer Spannweite von 90 und einer Körpergröße von etwa 36 Zentimetern ist die Waldohreule etwas kleiner als der Waldkauz (40 cm). Sie ist auch schlanker als dieser und trägt lange Federohren (die auch bei ihr nichts mit den wirklichen Ohren zu tun haben), orangegelbe Augen und ein deutlicher Gesichtsschleier runden das Bild ab. Das Gefieder ist rindenfarbig, wenn sich eine Waldohreule tagsüber eng an einen Baumstamm drückt, verschmilzt sie förmlich mit ihm.
Dämmerungs- und nachtaktiv sind Waldohreulen, doch wir haben sie auch schon tagsüber beobachtet (und fotografiert), vielleicht treibt der Hunger die Vögel schon mal früher von ihrem Tagesruheplatz.
Der bevorzugte Lebensraum dieser nicht sehr häufigen Ohreule bei uns sind reich strukturierte Kulturlandschaftsräume, in den sich Gehölze, kleine Fichtenwäldchen und Grünland abwechseln. In Maisfeldern gibt es für die Waldohreule nichts zu jagen. In den Gehölzen und Wäldchen findet sie alte Rabenkrähen- und Elsternnester, die sie zur Nestanlage nutzt.
Waldohreulen sind auf diese alten Nester angewiesen, sie bauen (wie alle Eulen) nicht selber und nehmen auch keine Nistkästen an. Die Hauptbrutzeit beginnt bereits im April, aber auch noch im Mai können Bruten beginnen. Es werden 5 oder 6 Eier gelegt die allein vom Weibchen ab dem ersten Ei bebrütet werden, es wird vom Männchen versorgt. 4 Wochen dauert die Brutzeit, die Jungen schlüpfen in der Reihenfolge der Eiablage (jeden Tag eines).
Selten überleben alle geschlüpften Junge auch die Nestlingszeit von 18 bis 25 Tage, dann entfernen sie sich als Ästlinge in verschiedene Richtungen vom Nest. Mit lauten, klagend klingenden „“sziehh“-Rufen machen sie die Altvögel auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam. Bis in den August hinein kann man diese Rufe vernehmen, ein Zeichen dass sie noch von den Alten versorgt werden.
Im Mai 2007 informierte uns Herr Hölscher aus Serkenrode darüber, dass er auf dem Boden im Fichtenwald junge Eulen gefunden habe, ein Altvogel war abgeflogen. Die Besichtigung ergab, dass offenbar der zwei Tage vorher wütende Sturm die Nestunterlage mitsamt den Jungen aus einer Fichte gerissen hatte und irgendwie? hatten es die Altvögel geschafft, zwei der noch absolut hilflosen Jungeulen zu einem Stück Totholz zu schaffen und dort zu hudern. Dort konnten sie nicht bleiben, der nächste Beutegreifer würde kurzen Prozeß machen. Also wurde kurzerhand ein mit Stroh gefüllter Weidenkorb in einiger Höhe an eine Fichte genagelt und die beiden Jungeulen hinein gesetzt. Die Kontrolle am nächsten Tag ergab, dass die Altvögel die Umquartierung nicht übel genommen haben, einer fliegt aus dem Korb ab und greift bei unserer Annäherung Mechthild mit warnenden „kwääk-kwääk“-Rufen an. Kurzum, die Jungen sind groß geworden und nach zwei Wochen war der Korb leer.