Der Baumpieper hat seit dem „Kyrill“-Sturm zwar in der Gemeinde Finnentrop etwas zugenommen, er ist jedoch immer noch als Brutvogel mit geringem Bestand anzusehen. Der Grund für seine zwischenzeitliche Zunahme ist in den Ansprüchen an seinen Lebensraum zu suchen: Offene, lichte Wälder mit Freiflächen sowie Schonungen und Kahlflächen. Da sich durch die Verwüstung großer Waldbestände bei den letzten Stürmen (Kyrill war bekanntlich nicht der Einzige in unserer Region) enorm viele Kahlschlagflächen auftaten, war natürlich mit einem Anstieg der Population zu rechnen, doch sie fiel geringer aus als gedacht – woher sollten die „neuen“ Vögel auch kommen?
Wohl kaum eine andere Vogelart hat in den letzten vier / fünf Jahrzehnten solche Einbußen in ihren Beständen erlitten wie der Baumpieper. Die Gründe sind vielseitig: Starke Verfolgung auf den Zugwegen, Dürre und damit Nahrungsmangel in den südlichen Überwinterungsgebieten, den Savannen West- und Ostafrikas. Hier bei uns ist es die starke Beeinträchtigung seiner Lebensräume durch eine Intensivierung der Forstwirtschaft – Kahlschläge passen nicht mehr ins heutige Bild der Bewirtschaftung der Wälder.
Der 15 Zentimeter große Baumpieper ist als Zugvogel ein richtiger Weitstreckenzieher. Im April kommt er wieder in sein Brutgebiet, verlässt uns aber spätestens Anfang Oktober wieder. Baumpieper haben (wie auch alle anderen Pieper) eine hellbraune, mit schwarzer Längsstrichelung gezeichnete Oberseite, der Bauch ist hell-rahmfarben mit feiner Strichelung an den Seiten, die Brust ist gelblich, Weibchen und Männchen sind gleich.
Baumpieper-Männchen lassen ihren Gesang von hoher Warte wie einer Baumspitze ertönen oder tragen ihn im Singflug vor. Dabei schrauben sie sich nach oben und lassen sich dann langsam wieder nach unten gleiten, meist kehren sie zum Ausgangspunkt der Darbietung zurück. Dabei ist ein lautes „ziaa-ziaa-ziaa-ziaa“ sowie „üiüiüi-üi-üi“ zu hören. Wenn Laien solch einen Singflug sehen und hören, meinen sie eine Lerche vor sich zu haben, der Vergleich ist gar nicht mal so weit her geholt.
Als Bodenbrüter tätigen Baumpieper bei uns meist nur eine Brut im Jahr, das Nest liegt gut versteckt unter Farn, Grasbulten oder sonstiger Deckung. Das Weibchen legt 5 bis 6 Eier und nach 12 oder 13 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie werden unermüdlich von beiden Altvögeln mit kleinen Schmetterlingen, Raupen, Heuschrecken, Fliegen, Weberknechten, Spinnen und auch Blattläusen versorgt, welche meist am Boden gesucht werden.
Bei der Fütterung schleichen die Alten förmlich zum Nest, es wird niemals direkt angeflogen. Nähert sich ein möglicher Feind dem Nest, warnen sie von erhöhter Sitzposition mit lautem „zipp-zipp-zipp“. Nach nochmals etwa 12 Tagen verlassen die Jungen das Nest, werden aber noch einige Zeit von den Altvögeln versorgt und geführt.