Die Bisamratte war nicht immer bei uns heimisch. Ursprünglich kam sie nur in Nordamerika vor. Wie so oft griff der Mensch in ein bestehendes Naturgefüge ein und siedelte die als Pelzlieferant damals hochgeschätzte Bisamratte ab 1905 in Europa und der damaligen Sowjetunion an, von wo aus sie sich sehr schnell weiter ausbreitete.
Trotz der schon nach wenigen Jahren einsetzenden Bekämpfungsmaßnahmen war ihr Vordringen nicht mehr aufzuhalten. Zwar wurde sie gebietsweise mit Erfolg aus einigen großräumigen Bereichen beseitigt, aber dieser Zustand ließ sich bei der Wanderfreude dieses Nagers nicht lange halten. Die Bisamratte hat in den vergangenen Jahrzehnten auch das letzte Kleingewässer für sich erobert, so kommt sie beispielsweise in Mitteleuropa jetzt wohl flächendeckend vor. Auch in der Gemeinde Finnentrop ist sie an allen geeigneten Gewässern anzutreffen, mittlerweile ist die Bisamratte fester Bestandteil unserer Fauna.
Dort wo die Tiere in ein intaktes Ökosystem eindrangen, richteten sie weiter keinen nennenswerten Schaden an, dort gab es ja keine empfindlichen Dämme und Deiche. Doch speziell in Deutschland wurde sie bald zum Staatsfeind Nr. 1. Aber, je mehr sie bekämpft wurde, desto schneller schien sie sich auszubreiten! Durch ihre Wühltätigkeiten richten Bisamratten an Teichen, Uferwänden, Dämmen und Deichen stellenweise erhebliche Schäden an.
Bisamratten (Manche Menschen mögen diesen Namen nicht, wir haben aber keine andere Bezeichnung für sie gefunden) gehören zur großen Ordnung der Nagetiere, hier wiederum zur Familie der Wühlmäuse, in der sie die größten Vertreter sind.
Die Tiere können eine Körperlänge (ohne Schwanz) von 40 Zentimeterm erreichen, der seitlich abgeflachte Schwanz misst nochmals bis 25 Zentimeter. Das Gewicht kann bei ausgewachsenen Exemplaren 2 Kilogramm erreichen.
Bei dieser Größe verwundert es nicht, dass die Bisamratte nicht viele natürliche Feinde hat. Der Gesamteindruck des sehr dichten Felles ist dunkelbraun, wobei die Unterseite etwas heller ist. Grannenhaare (überstehende stärkere Haare) lassen das Fell struppig erscheinen.
Beim Schwimmen ragt der Körper meistens aus dem Wasser, der Schwanz wird dabei hin und her bewegt. An Land wirken Bisamratten eher plump, benutzen aber geschickt ihre Vorderfüße zur Nahrungsaufnahme. Nur die Hinterfüße sind mit Borstensäumen und kleinen Schwimmhäuten zu regelrechten Schwimmfüßen ausgebildet. Deshalb bewegt sie sich im Wasser nur mit Hilfe der hinteren Beine und eben des Schwanzes, die Vorderbeine werden eng an den Körper angelegt.
Bei uns kann die Bisamratte mit keiner anderen Wühlmausart verwechselt werden, da Nutria und Biber hier nicht vorkommen (dort wo Nutrias leben, können ihre Jungtiere mit einer Bisamratte verwechselt werden, jedoch haben sie einen dicken und vollkommen runden Schwanz).
Bisamratten sind überwiegend Pflanzenverzehrer, sind aber gegen tierische Zukost wie Schnecken und Muscheln nicht abgeneigt. Ansonsten verzehren sie tag- und nachtaktiv das in ihrem Lebensraum vorhandene Grünzeug: Wasserpflanzen wie Rohrkolbensprosse werden ebenso genutzt wie junge Schwertlilien und Laichkräuter, besonders im zeitigen Frühjahr wird auch Gras nicht verschmäht.
Die Tiere leben in selbst gegrabenen unterirdischen Bauen, sie errichten bei flachen Gewässerufern auch sogenannte Burgen. Diese können bis einen Meter hoch werden und sind mit dem Pflanzenmaterial errichtet, welches sie in ihrer Umgebung vorfinden. Im Winter ist oberirdisch kein Grünzeug erreichbar, so dass die Tiere auf Pflanzenteile unter der Wasseroberfläche zurückgreifen. Bis zum März oder auch April ist bei Bisamratten meistens Schmalhans Küchenmeister, einige schaffen die karge Winterzeit nicht.
Die Überlebenden paaren sich und die Weibchen bringen nach einer Tragzeit von 4 Wochen bis zu 9 Jungtiere zur Welt, diese sind spätestens nach 5 Monaten wiederum selber zeugungsfähig. So gleichen die Bisamratten mit einer erhöhten Jungenzahl die Verluste ihrer Bestände aus, bis heute ein Konzept welches aufgeht.